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Das Deutsche Kaiserreich

1871 - 1918: Von der Reichsgründung in Versailles bis zum Ende der Monarchie. Die Geschichte des ersten deutschen Nationalstaats mit allen wichtigen Ereignissen, Persönlichkeiten und Entwicklungen.

1871
Reichsgründung
Proklamation des Deutschen Kaiserreichs
Am 18. Januar 1871 wird Wilhelm I. von Preußen im Spiegelsaal von Versailles zum Deutschen Kaiser proklamiert. Damit entsteht der erste deutsche Nationalstaat.
Ort: Spiegelsaal von Versailles
Anwesend: Deutsche Fürsten, Bismarck, Moltke
Bedeutung: Ende der deutschen Kleinstaaterei, Beginn des modernen Deutschland
10. Mai 1871
Friedensschluss
Friede von Frankfurt
Deutschland und Frankreich schließen Frieden. Frankreich muss Elsass-Lothringen abtreten und 5 Milliarden Francs Kriegsentschädigung zahlen.
Gebietsabtretungen: Elsass und Deutsch-Lothringen (14.522 km²)
Reparationen: 5 Milliarden Goldfrancs
Besatzung: Bis zur vollständigen Zahlung
Einwohner: 1,6 Millionen Menschen werden deutsche Staatsbürger
1871-1888
Kaiser
Wilhelm I. - Der erste Deutsche Kaiser
Wilhelm I. (1797-1888) regiert als erster Deutscher Kaiser. Ursprünglich zögerlich gegenüber der Kaiserwürde, wird er zum Symbol der deutschen Einheit.
Geburt: 22. März 1797 in Berlin
Regierungszeit: 17 Jahre als Kaiser
Beiname: "Wilhelm der Große"
Charakter: Pflichtbewusst, militärisch geprägt, loyal zu Bismarck
1871-1890
Reichskanzler
Otto von Bismarck - Der Eiserne Kanzler
Otto von Bismarck (1815-1898) prägt fast 20 Jahre lang die Politik des Kaiserreichs. Seine Innen- und Außenpolitik formt den neuen Staat nachhaltig.
Beiname: "Eiserner Kanzler"
Politik: Realpolitik, Bündnissystem, Sozialgesetzgebung
Erfolge: Deutsche Einigung, Sozialversicherung
Konflikte: Kulturkampf, Sozialistengesetz
16. April 1871
Verfassung
Die Reichsverfassung von 1871
Die Verfassung des Deutschen Reiches tritt in Kraft. Sie basiert auf der Norddeutschen Bundesverfassung und begründet einen föderalen Bundesstaat.
Bundesstaaten: 25 Einzelstaaten + Reichsland Elsass-Lothringen
Bundesrat: 58 Stimmen, Preußen hat 17
Reichstag: Gewählt nach allgemeinem Männerwahlrecht
Kaiser: Oberster Kriegsherr, Reichsleitung
1871-1873
Wirtschaftsboom
Die Gründerjahre
Nach der Reichsgründung erlebt Deutschland einen beispiellosen Wirtschaftsboom. Tausende Unternehmen werden gegründet, Aktienspekulation boomt.
Unternehmensgründungen: Über 900 Aktiengesellschaften
Kapital: 5 Milliarden Mark Grundkapital
Eisenbahn: Streckennetz verdoppelt sich
Finanzierung: Französische Kriegsentschädigung
1871
Währungsreform
Einführung der Reichsmark
Das Deutsche Reich führt eine einheitliche Währung ein. Die Mark löst die verschiedenen Währungen der Einzelstaaten ab.
Neue Währung: 1 Mark = 100 Pfennig
Goldstandard: Deckung durch Goldreserven
Alte Währungen: Taler, Gulden, Kreuzer werden abgelöst
Reichsbank: Zentrale Notenbank ab 1876
1871-1888
Militärführung
Helmuth von Moltke der Ältere
Helmuth von Moltke (1800-1891) ist als Generalstabschef der Architekt der deutschen Siege in den Einigungskriegen und prägt die deutsche Militärstrategie.
Dienstzeit: Generalstabschef 1857-1888
Erfolge: Königgrätz 1866, Sedan 1870
Innovation: Eisenbahn-Kriegsführung, Generalstabsarbeit
Motto: "Getrennt marschieren, vereint schlagen"
1872
Erste Reichstagswahl
Wahlen zum ersten Deutschen Reichstag
Die ersten gesamtdeutschen Parlamentswahlen nach der Reichsgründung finden statt. Die Nationalliberalen werden stärkste Kraft.
Wahlberechtigt: Männer ab 25 Jahren
Nationalliberale: 125 von 382 Sitzen
Zentrum: 63 Sitze (stärkste katholische Partei)
Wahlbeteiligung: 61,2%
1873-1879
Wirtschaftskrise
Die Gründerkrise
Nach dem Gründerboom der frühen 1870er Jahre folgt eine schwere Wirtschaftskrise. Viele Unternehmen gehen bankrott, die Arbeitslosigkeit steigt.
Ursachen: Überspekulation, Überproduktion, Wiener Börsencrash
Folgen: Bankrotte, Arbeitslosigkeit, politischer Wandel
Reaktion: Übergang zum Protektionismus 1879
1872-1887
Innenpolitik
Der Kulturkampf
Bismarck führt einen erbitterten Kampf gegen den politischen Katholizismus und die Zentrumspartei. Ziel ist die Stärkung des protestantisch geprägten Staates.
Maßnahmen: Jesuitengesetz, Maigesetze, Zivilehe
Gegner: Zentrumspartei, Papst Pius IX.
Ende: Schrittweise Beendigung unter Leo XIII.
Folgen: Stärkung des Zentrums, religiöse Spannungen
1872-1887
Katholische Politik
Ludwig Windthorst - Der katholische Führer
Ludwig Windthorst (1812-1891) führt als Vorsitzender der Zentrumspartei den katholischen Widerstand gegen Bismarcks Kulturkampf an.
Parteiführung: Zentrumspartei 1872-1891
Beiname: "Der kleine Exzellenz" (nur 1,52m groß)
Bismarck: Nannte ihn seinen "gefährlichsten Gegner"
Erfolg: Beendigung des Kulturkampfs
1873
Außenpolitik
Das Dreikaiserabkommen
Deutschland, Österreich-Ungarn und Russland schließen ein Abkommen zur Wahrung des Friedens in Europa. Grundstein von Bismarcks Bündnissystem.
Partner: Deutschland, Österreich-Ungarn, Russland
Ziel: Status quo in Europa, Isolierung Frankreichs
Grundsatz: Konservative Monarchien gegen Revolution
Dauer: Bis 1887 (mit Unterbrechungen)
1874
Musik
Richard Wagners "Ring des Nibelungen"
Wagner vollendet sein monumentales Werk "Der Ring des Nibelungen". Die Uraufführung 1876 in Bayreuth wird zum kulturellen Großereignis.
Vollendung: 1874 (Komposition seit 1848)
Uraufführung: 13.-17. August 1876 in Bayreuth
Tetralogie: Rheingold, Walküre, Siegfried, Götterdämmerung
Aufführungsdauer: Etwa 15 Stunden
1876
Erfindung
Nicolaus Otto erfindet den Viertaktmotor
Der deutsche Ingenieur Nicolaus Otto entwickelt den nach ihm benannten Ottomotor, der die Grundlage für das Automobil bildet.
Erfinder: Nicolaus August Otto (1832-1891)
Prinzip: Viertakt (Ansaugen, Verdichten, Arbeiten, Ausstoßen)
Bedeutung: Grundlage der Automobilindustrie
Patent: DRP Nr. 532
1876
Bankwesen
Gründung der Reichsbank
Die Deutsche Reichsbank wird als zentrale Notenbank gegründet. Sie erhält das alleinige Recht zur Ausgabe von Banknoten.
Sitz: Berlin
Kapital: 120 Millionen Mark
Präsident: Hermann von Dechend (erster Präsident)
Aufgabe: Währungsstabilität, Geldpolitik
1878
Attentate
Attentate auf Kaiser Wilhelm I.
Zwei Attentatsversuche auf Kaiser Wilhelm I. innerhalb von vier Wochen schockieren das Reich. Bismarck nutzt die Stimmung für das Sozialistengesetz.
11. Mai: Max Hödel schießt auf den Kaiser
2. Juni: Karl Nobiling verletzt Wilhelm I. schwer
Täter: Einzeltäter, keine sozialdemokratische Verschwörung
Folgen: Legitimation für das Sozialistengesetz
1878-1890
Sozialpolitik
Sozialistengesetz
Nach Attentaten auf Kaiser Wilhelm I. verbietet Bismarck die Sozialdemokratische Partei. Gleichzeitig führt er fortschrittliche Sozialgesetze ein.
Anlass: Attentate von Hödel und Nobiling
Maßnahmen: Verbot der SPD, Ausweisung von Sozialisten
Paradox: Gleichzeitige Sozialgesetzgebung
Folgen: SPD im Untergrund, Radikalisierung
1878
Außenpolitik
Berliner Kongress
Bismarck leitet als "ehrlicher Makler" den Berliner Kongress zur Neuordnung des Balkans nach dem Russisch-Türkischen Krieg.
Teilnehmer: Großmächte Europas
Ergebnis: Berliner Vertrag vom 13. Juli 1878
Bismarck: Als "ehrlicher Makler"
Folgen: Verschlechterung der deutsch-russischen Beziehungen
1879
Wirtschaftspolitik
Einführung der Schutzzölle
Bismarck vollzieht eine wirtschaftspolitische Wende vom Freihandel zum Protektionismus. Deutsche Industrie und Landwirtschaft werden durch Zölle geschützt.
Grund: Gründerkrise, ausländische Konkurrenz
Allianz: "Ehe von Eisen und Roggen"
Folgen: Schutz der Industrie, höhere Preise
Politik: Ende der liberalen Ära
1879
Bündnispolitik
Der Zweibund
Deutschland und Österreich-Ungarn schließen ein Defensivbündnis gegen Russland. Grundstein der späteren Mittelmächte.
Partner: Deutschland und Österreich-Ungarn
Charakter: Defensivbündnis gegen russischen Angriff
Dauer: Bis 1918 (mehrfach verlängert)
Bedeutung: Kern von Bismarcks Bündnissystem
1881
Erfindung
Werner von Siemens erfindet die elektrische Straßenbahn
Werner von Siemens präsentiert in Lichterfelde bei Berlin die erste elektrische Straßenbahn der Welt und revolutioniert den öffentlichen Nahverkehr.
Strecke: Lichterfelde-Berlin, 2,5 km
Geschwindigkeit: 12 km/h
Stromversorgung: Oberleitung und Schienen
Bedeutung: Beginn des elektrischen ÖPNV
1881
Bündnispolitik
Dreikaiserabkommen erneuert
Deutschland, Österreich-Ungarn und Russland erneuern ihr Abkommen trotz der Spannungen nach dem Berliner Kongress.
Dauer: 3 Jahre (bis 1884)
Inhalt: Neutralität bei Krieg mit vierter Macht
Problem: Österreichisch-russische Balkan-Rivalität
Bismarck: Versuch, beide Partner zu halten
1882
Wissenschaft
Robert Koch entdeckt den Tuberkulose-Erreger
Robert Koch entdeckt das Tuberkulose-Bakterium und begründet damit die moderne Bakteriologie. Ein Meilenstein der Medizin.
Entdeckung: 24. März 1882
Erreger: Mycobacterium tuberculosis
Methode: Anfärbung mit Methylenblau
Nobelpreis: 1905 für Physiologie oder Medizin
1882
Bündnispolitik
Der Dreibund
Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien schließen den Dreibund. Italien erhofft sich Unterstützung gegen Frankreich.
Partner: Deutschland, Österreich-Ungarn, Italien
Italienische Ziele: Schutz vor Frankreich, koloniale Ambitionen
Dauer: Bis 1915 (Italien tritt aus)
Charakter: Defensivbündnis
1883-1889
Sozialreform
Die Sozialversicherung
Deutschland wird zum Vorreiter des modernen Sozialstaats: Krankenversicherung (1883), Unfallversicherung (1884), Invaliditäts- und Altersversicherung (1889).
1883: Krankenversicherungsgesetz
1884: Unfallversicherungsgesetz
1889: Invaliditäts- und Altersversicherungsgesetz
Ziel: "Zuckerbrot" nach der "Peitsche" des Sozialistengesetzes
1883-1889
Sozialreformer
Theodor Lohmann - Architekt der Sozialversicherung
Theodor Lohmann (1831-1905) entwickelt als Bismarcks Berater das System der deutschen Sozialversicherung und prägt den modernen Sozialstaat.
Position: Vortragender Rat im Handelsministerium
Verdienst: Konzeption der drei Sozialversicherungen
Prinzip: Pflichtversicherung mit Selbstverwaltung
Vorbild: Für Sozialstaaten weltweit
1884-1885
Außenpolitik
Berliner Konferenz - Aufteilung Afrikas
Unter Bismarcks Leitung regeln die europäischen Mächte die Aufteilung Afrikas. Deutschland erwirbt erste Kolonien.
Teilnehmer: 14 europäische Staaten + USA
Ergebnis: "Scramble for Africa"
Deutsche Kolonien: Deutsch-Südwestafrika, Kamerun, Togo
Prinzip: Effektive Besetzung als Rechtsgrundlage
1884
Kolonien
Deutsche Kolonialpolitik beginnt
Deutschland erwirbt seine ersten Kolonien in Afrika und der Südsee. Bismarck schwenkt von der kolonialpolitischen Zurückhaltung um.
Deutsch-Südwestafrika: Heutige Namibia (1884)
Kamerun: Erwerbung 1884
Togo: Erwerbung 1884
Neuguinea: Kaiser-Wilhelms-Land 1884
1884
Kolonialpionier
Carl Peters - Der Kolonialpionier
Carl Peters (1856-1918) gründet die Gesellschaft für deutsche Kolonisation und erwirbt Deutsch-Ostafrika für das Deutsche Reich.
Gesellschaft: Gesellschaft für deutsche Kolonisation
Erfolg: Erwerbung Deutsch-Ostafrikas
Methoden: Oft brutal und rücksichtslos
Beiname: "Hänge-Peters" wegen seiner Härte
1885
Erfindung
Gottlieb Daimler entwickelt den ersten Motorrad
Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach bauen das erste Motorrad der Welt, den "Reitwagen", mit einem Einzylinder-Viertaktmotor.
Erfinder: Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach
Motor: 0,5 PS Einzylinder-Viertaktmotor
Höchstgeschwindigkeit: 12 km/h
Erste Fahrt: 10. November 1885
1886
Erfindung
Carl Benz erfindet das Automobil
Carl Benz konstruiert das erste praktikable Automobil der Welt, den "Benz Patent-Motorwagen Nummer 1". Die Geburtsstunde des Autos.
Erfinder: Carl Friedrich Benz (1844-1929)
Patent: DRP Nr. 37435 vom 29. Januar 1886
Fahrzeug: Dreirad mit Ottomotor
Bertha Benz: Erste Fernfahrt 1888 (Mannheim-Pforzheim)
1887
Bündnispolitik
Der Rückversicherungsvertrag
Bismarck schließt einen geheimen Neutralitätsvertrag mit Russland, um trotz des Zweibunds die Verbindung zu St. Petersburg zu halten.
Inhalt: Neutralität bei Krieg mit dritter Macht
Ausnahme: Nicht bei deutschem Angriff auf Frankreich
Geheimhaltung: Vor Österreich-Ungarn geheim
Ende: 1890 unter Caprivi nicht verlängert
1887
Wissenschaft
Heinrich Hertz beweist elektromagnetische Wellen
Heinrich Hertz weist experimentell die Existenz elektromagnetischer Wellen nach und bestätigt damit Maxwells Theorie.
Experiment: 1886-1888 in Karlsruhe
Beweis: Maxwells elektromagnetische Theorie
Bedeutung: Grundlage für Funktechnik
Einheit: Hertz (Hz) als Frequenzeinheit
1888
Herrscherwechsel
Das Dreikaiserjahr
1888 sterben binnen weniger Monate zwei Kaiser: Wilhelm I. und sein Sohn Friedrich III. Wilhelm II. besteigt mit 29 Jahren den Thron.
9. März: Tod Wilhelm I. (91 Jahre)
15. Juni: Tod Friedrich III. (57 Jahre, Kehlkopfkrebs)
15. Juni: Wilhelm II. wird Kaiser (29 Jahre)
Folgen: Generationswechsel, neue Politik
März-Juni 1888
Kaiser
Friedrich III. - Der liberale Kaiser
Friedrich III. (1831-1888) regiert nur 99 Tage. Als Anhänger des Liberalismus hätte er Deutschland möglicherweise demokratisiert.
Regierungszeit: 9. März - 15. Juni 1888 (99 Tage)
Krankheit: Kehlkopfkrebs
Politische Haltung: Liberal, anglophil
Ehefrau: Victoria, Tochter der britischen Königin
1888-1918
Kaiser
Wilhelm II. - Der letzte Deutsche Kaiser
Wilhelm II. (1859-1941) verkörpert die Widersprüche seiner Zeit: modern und rückwärtsgewandt, friedliebend und kriegstreibend, intelligent und impulsiv.
Charakter: Impulsiv, eitel, widersprüchlich
Behinderung: Linker Arm seit Geburt gelähmt
Hobbys: Marine, Technik, Jagd, Reisen
Konflikte: Mit Bismarck, Bülow, Bethmann Hollweg
1888
Verkehr
Bertha Benz unternimmt die erste Autofahrt
Bertha Benz fährt ohne Wissen ihres Mannes von Mannheim nach Pforzheim - die erste Fernfahrt mit einem Automobil der Weltgeschichte.
Datum: August 1888
Strecke: Mannheim-Pforzheim, 106 km
Fahrzeug: Benz Patent-Motorwagen Nr. 3
Bedeutung: Beweis der Alltagstauglichkeit des Autos
1890
Politikwechsel
Bismarcks Entlassung
Wilhelm II. entlässt den "Eisernen Kanzler" nach Meinungsverschiedenheiten. Ende der Bismarck-Ära, Beginn des "Neuen Kurses".
Datum: 20. März 1890
Grund: Verfassungskonflikt über Ministerverantwortlichkeit
Nachfolger: Leo von Caprivi
Karikatur: "Der Lotse geht von Bord" (Punch)
1890
Innenpolitik
Ende des Sozialistengesetzes
Das Sozialistengesetz wird nicht verlängert. Die SPD kann wieder legal arbeiten und wird rasch zur Massenpartei.
Grund: Wilhelm II. will andere Sozialpolitik
SPD-Stimmen 1890: 1,4 Millionen (19,7%)
Reichstagssitze: 35 Sitze
Entwicklung: Rascher Aufstieg zur Massenpartei
1890-1894
Reichskanzler
Leo von Caprivi - Der Reformkanzler
Leo von Caprivi (1831-1899) leitet den "Neuen Kurs" ein: Handelsverträge, Heeresreform und vorsichtige Demokratisierung.
Herkunft: Preußischer General
Politik: "Neuer Kurs", liberaler als Bismarck
Reformen: Handelsverträge, Heeresreform
Sturz: 1894 wegen oppositioneller Kritik
1890-1894
Außenpolitik
Der "Neue Kurs"
Caprivi bricht mit Bismarcks komplizierter Bündnispolitik. Der Rückversicherungsvertrag mit Russland wird nicht verlängert.
Ende: Rückversicherungsvertrag mit Russland
Folge: Deutsch-russische Entfremdung
Frankreich: Nähert sich Russland an
Bündnisse: Vereinfachung der Bündnispolitik
1891-1894
Handelspolitik
Caprivis Handelsverträge
Caprivi schließt Handelsverträge mit europäischen Staaten und senkt Schutzzölle. Die Landwirtschaft protestiert heftig.
Partner: Österreich, Italien, Belgien, Russland
Ziel: Förderung der Industrie durch billigere Rohstoffe
Opposition: Bund der Landwirte
Konflikt: Industrie gegen Landwirtschaft
1891
Agrarprotest
Gründung des Bundes der Landwirte
Als Reaktion auf Caprivis Handelspolitik gründen Großgrundbesitzer den Bund der Landwirte, eine mächtige Agrarlobby.
Gründung: 18. Februar 1893
Mitglieder: 330.000 (1914)
Ziel: Schutz der Landwirtschaft durch hohe Zölle
Einfluss: Mächtige Lobby im Kaiserreich
1894
Außenpolitik
Französisch-Russische Allianz
Frankreich und Russland schließen ein Militärbündnis. Deutschland ist nun von zwei Seiten bedroht - der "Albtraum der Koalitionen" wird Realität.
Unterzeichnung: 4. Januar 1894
Inhalt: Militärische Unterstützung bei deutschem Angriff
Folgen: Deutschland zwischen zwei Bündnispartnern
Bismarcks Befürchtung: "Cauchemar des coalitions" wird Realität
1894-1900
Reichskanzler
Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst
Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1819-1901) amtiert als Übergangskanzler zwischen den Ären Caprivi und Bülow.
Alter: Wird mit 75 Jahren Kanzler
Charakter: Gemäßigt, diplomatisch erfahren
Probleme: Konflikte mit Wilhelm II.
Politik: Zurückhaltend, wenig Reformen
1892
Erfindung
Rudolf Diesel erfindet den Dieselmotor
Rudolf Diesel entwickelt einen effizienteren Verbrennungsmotor, der später seinen Namen trägt und die Schifffahrt und Industrie revolutioniert.
Erfinder: Rudolf Christian Karl Diesel (1858-1913)
Patent: DRP 67207
Vorteil: Höherer Wirkungsgrad als Ottomotor
Erstlauf: 10. August 1893 in Augsburg
1895
Wissenschaft
Wilhelm Röntgen entdeckt die X-Strahlen
Wilhelm Conrad Röntgen entdeckt die nach ihm benannten Röntgenstrahlen und revolutioniert die medizinische Diagnostik.
Entdeckung: 8. November 1895 in Würzburg
Erste Aufnahme: Hand seiner Frau Anna Bertha
Nobelpreis: 1901 als erster Physik-Nobelpreisträger
Bedeutung: Revolution der Medizin
1896
Außenpolitik
Krüger-Depesche
Kaiser Wilhelm II. gratuliert dem Präsidenten der Buren zum Sieg über britische Truppen. Dies verschlechtert die deutsch-britischen Beziehungen drastisch.
Datum: 3. Januar 1896
Anlass: Jameson Raid in Südafrika
Empfänger: Paul Krüger, Präsident der Südafrikanischen Republik
Folgen: Verschlechterung der deutsch-britischen Beziehungen
1896-1913
Wirtschaftswachstum
Die zweite Industrialisierung
Deutschland erlebt einen zweiten Industrialisierungsschub. Chemie, Elektrotechnik und Maschinenbau machen das Reich zur führenden Industrienation Europas.
Branchen: Chemie, Elektrotechnik, Stahl, Maschinenbau
Unternehmen: Siemens, AEG, BASF, Bayer, Krupp
Weltmarktanteil: 16% der Weltindustrieproduktion (1913)
Rang: Zweitgrößte Industrienation nach den USA
1897
Kolonialpolitik
Besetzung von Kiautschou
Deutschland besetzt die chinesische Bucht von Kiautschou und gründet die Kolonie Tsingtau. Beginn der deutschen "Weltpolitik".
Anlass: Ermordung zweier deutscher Missionare
Pachtvertrag: 99 Jahre ab 1898
Hauptstadt: Tsingtau (heute Qingdao)
Bedeutung: Deutschlands Tor nach China
1898
Militärpolitik
Das erste Flottengesetz
Admiral Tirpitz und Wilhelm II. beginnen den Aufbau einer deutschen Kriegsflotte. Ziel ist die Rivalität mit der britischen Royal Navy.
Initiator: Alfred von Tirpitz
Ziel: Weltmachtstellung zur See
Programm: 19 Linienschiffe, 8 Küstenpanzerschiffe
Folgen: Deutsch-britische Flottenrivalität
1897-1916
Flottenadmiral
Alfred von Tirpitz - Der Flottenbauer
Alfred von Tirpitz (1849-1930) baut als Staatssekretär des Reichsmarineamts die deutsche Hochseeflotte auf und fordert damit Großbritannien heraus.
Position: Staatssekretär des Reichsmarineamts
Theorie: "Risikotheorie" gegen Großbritannien
Erfolg: Aufbau der zweitgrößten Flotte der Welt
Folgen: Deutsch-britisches Wettrüsten
1898
Außenpolitik
Faschoda-Krise
Frankreich und Großbritannien stehen wegen kolonialer Konflikte in Afrika am Rand eines Krieges. Deutschland bleibt neutral.
Ort: Faschoda im Sudan
Konflikt: Französische und britische Kolonialinteressen
Deutsche Haltung: Neutralität
Folgen: Französischer Rückzug, Annäherung an Großbritannien
1899-1902
Außenpolitik
Der Burenkrieg
Deutschland unterstützt heimlich die Buren gegen Großbritannien, was die deutsch-britischen Beziehungen weiter verschlechtert.
Konflikt: Großbritannien gegen Burenrepubliken
Deutsche Haltung: Sympathie für die Buren
Unterstützung: Waffen- und Materiallieferungen
Folgen: Weitere Verschlechterung zu Großbritannien
1900
Wissenschaft
Max Planck begründet die Quantentheorie
Der deutsche Physiker Max Planck entdeckt das Plancksche Wirkungsquantum und begründet damit die Quantenphysik.
Datum: 14. Dezember 1900
Entdeckung: Energiequantelung der Strahlung
Konstante: h = 6,626 × 10^-34 Joule·Sekunden
Nobelpreis: 1918 für Physik
1900
Militärintervention
Boxeraufstand in China
Deutschland beteiligt sich an der internationalen Intervention gegen den Boxeraufstand in China. Wilhelms "Hunnenrede" sorgt für Aufsehen.
Aufstand: Chinesische Boxer gegen Ausländer
Deutsche Truppen: 20.000 Mann
Hunnenrede: Wilhelms umstrittene Rede in Bremerhaven
Oberbefehl: Alfred von Waldersee
1900-1909
Reichskanzler
Bernhard von Bülow - Der Weltpolitiker
Bernhard von Bülow (1849-1929) führt die deutsche "Weltpolitik" und verschärft die internationalen Spannungen durch seine aggressive Außenpolitik.
Politik: "Weltpolitik", "Platz an der Sonne"
Flottengesetze: Ausbau der deutschen Marine
Krisen: Marokko, Daily Telegraph-Affäre
Sturz: 1909 nach Daily Telegraph-Affäre
1900
Flottengesetz
Das zweite Flottengesetz
Das Flottengesetz wird drastisch erweitert: Verdoppelung der Schlachtschiffe, direkter Angriff auf die britische Seemacht.
Programm: Verdoppelung auf 38 Linienschiffe
Ziel: Zweitgrößte Flotte der Welt
Risiko-Theorie: Abschreckung Großbritanniens
Folgen: Wettrüsten zur See
1901-1907
Wirtschaftsboom
Die goldenen Jahre
Deutschland erlebt eine Zeit des Wirtschaftsaufschwungs. Die Industrie boomt, der Lebensstandard steigt, die Bevölkerung wächst.
Bevölkerung: Von 56 auf 65 Millionen
Industrieproduktion: Verdopplung 1895-1913
Städtewachstum: Berlin erreicht 2 Millionen Einwohner
Welthandel: Deutschland wird zur Exportnation
1904-1907
Außenpolitik
Die Marokkokrisen
Deutschland versucht den französischen Einfluss in Marokko zu begrenzen, scheitert aber und isoliert sich international zusätzlich.
1. Krise (1905): Wilhelms Tanger-Besuch
Konferenz: Algeciras 1906
2. Krise (1911): "Panthersprung nach Agadir"
Folgen: Deutsche Isolation, Entente cordiale
1904
Bündnispolitik
Entente cordiale
Frankreich und Großbritannien legen ihre kolonialen Streitigkeiten bei und schließen die "Entente cordiale". Deutschland ist zunehmend isoliert.
Partner: Frankreich und Großbritannien
Inhalt: Beilegung kolonialer Konflikte
Deutschland: Zunehmende Isolation
Entwicklung: Grundstein der Triple Entente
1905
Wissenschaft
Einstein veröffentlicht die Relativitätstheorie
Albert Einstein, geboren in Ulm, revolutioniert mit seiner speziellen Relativitätstheorie unser Verständnis von Raum und Zeit.
Veröffentlichung: Annalen der Physik
Formel: E = mc²
Konzepte: Zeitdilatation, Längenkontraktion
Einstein: 1879-1955, deutscher Physiker
1905
Revolution
Revolution in Russland 1905
Die russische Revolution schwächt Deutschlands östlichen Nachbarn und verändert das europäische Mächtegleichgewicht.
Auslöser: "Blutsonntag" in St. Petersburg
Folgen: Schwächung Russlands
Deutsche Haltung: Abwartend
Bedeutung: Verschiebung der Machtverhältnisse
1906
Wahlrecht
Hottentottenwahlen
Nach der Auflösung des Reichstags wegen der Kolonialfinanzierung siegt der "Bülow-Block" aus Konservativen und Liberalen.
Anlass: Herero-Nama-Aufstand in Deutsch-Südwestafrika
Bülow-Block: Konservative und Liberale
SPD-Verluste: Von 81 auf 43 Sitze
Thema: Kolonial- und Flottenpolitik
1904-1908
Kolonialkrieg
Herero-Nama-Aufstand
In Deutsch-Südwestafrika erheben sich die Herero und Nama gegen die deutsche Kolonialherrschaft. Der Aufstand wird brutal niedergeschlagen.
Ort: Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia)
Kommandeur: Lothar von Trotha
Vernichtungsbefehl: 2. Oktober 1904
Opfer: Etwa 80% der Herero sterben
1907
Bündnispolitik
Triple Entente
Großbritannien, Frankreich und Russland schließen die Triple Entente. Deutschland sieht sich von einem feindlichen Bündnis umgeben.
Partner: Großbritannien, Frankreich, Russland
Grundlage: Entente cordiale + Russisch-britische Entente
Deutsche Reaktion: Gefühl der "Einkreisung"
Folgen: Verschärfung der Gegensätze
1908
Außenpolitik
Bosnische Annexionskrise
Österreich-Ungarn annektiert Bosnien-Herzegowina. Deutschland unterstützt den Bündnispartner und verschärft die Balkan-Spannungen.
Annexion: 6. Oktober 1908
Deutsche Haltung: "Nibelungentreue" zu Österreich
Serbische Reaktion: Protest und Aufrüstung
Folgen: Verschärfung der Balkan-Krise
1908
Innenpolitik
Daily Telegraph-Affäre
Ein Interview Kaiser Wilhelms II. mit der britischen Daily Telegraph sorgt für einen diplomatischen Skandal und schwächt das Ansehen des Kaisers.
Datum: 28. Oktober 1908
Inhalt: Wilhelm II. über deutsche Außenpolitik
Skandal: Ungeschickte Äußerungen über andere Nationen
Folgen: Bülow stürzt, Kaiser geschwächt
1909-1917
Reichskanzler
Theobald von Bethmann Hollweg
Theobald von Bethmann Hollweg (1856-1921) führt Deutschland in den Ersten Weltkrieg und versucht vergeblich, einen Verständigungsfrieden zu erreichen.
Herkunft: Preußischer Verwaltungsbeamter
Politik: Gemäßigter als seine Vorgänger
Julkrise: "Blankovollmacht" an Österreich
Kriegsziele: Gemäßigte Position
1911
Außenpolitik
Zweite Marokkokrise - Panthersprung
Deutschland entsendet das Kanonenboot "Panther" nach Agadir. Die Krise verschärft die internationalen Spannungen weiter.
Kanonenboot: SMS Panther
Ziel: Druck auf Frankreich
Ergebnis: Deutschland erhält Teile Kameruns
Folgen: Weitere Isolation Deutschlands
1912
Wahlen
SPD wird stärkste Partei
Bei den Reichstagswahlen wird die SPD mit 34,8% der Stimmen zur stärksten politischen Kraft im Deutschen Reich.
SPD-Stimmen: 4,25 Millionen (34,8%)
Reichstagssitze: 110 von 397 Sitzen
Bedeutung: Größte sozialdemokratische Partei der Welt
Opposition: Trotzdem keine Regierungsbeteiligung
1912-1913
Balkankriege
Die Balkankriege
Zwei Kriege erschüttern den Balkan und destabilisieren die Region. Die Spannungen zwischen den Großmächten nehmen zu.
1. Balkankrieg: Balkanbund gegen Osmanisches Reich
2. Balkankrieg: Bulgarien gegen ehemalige Verbündete
Folgen: Stärkung Serbiens, osmanischer Rückzug
Deutschland: Unterstützt Österreich-Ungarn
1913
Literatur
Thomas Mann - "Der Tod in Venedig"
Thomas Mann veröffentlicht seine berühmte Novelle "Der Tod in Venedig", ein Meisterwerk der deutschen Literatur.
Erscheinungsjahr: 1912/1913
Thema: Künstler zwischen Würde und Leidenschaft
Schauplatz: Venedig zur Zeit einer Cholera-Epidemie
Bedeutung: Eines der wichtigsten Werke der Moderne
1913
Militär
Die Zabern-Affäre
Militärische Übergriffe in Zabern/Elsass führen zu einer schweren Verfassungskrise und einem Misstrauensvotum gegen die Regierung.
Ort: Zabern (Saverne) im Elsass
Auslöser: Beleidigungen durch Leutnant von Forstner
Eskalation: Militärische Besetzung der Stadt
Folgen: Misstrauensvotum gegen Bethmann Hollweg
1914
Kriegsbeginn
Beginn des Ersten Weltkriegs
Nach dem Attentat von Sarajevo erklärt Deutschland Russland und Frankreich den Krieg. Der "Große Krieg" beginnt.
28. Juni: Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand
1. August: Deutsche Kriegserklärung an Russland
3. August: Deutsche Kriegserklärung an Frankreich
Schlieffen-Plan: Schneller Sieg im Westen
Juli 1914
Kriegsausbruch
Die Julikrise
Nach dem Attentat von Sarajevo eskaliert die Krise binnen eines Monats zum Weltkrieg. Deutschland gibt Österreich-Ungarn eine "Blankovollmacht".
5. Juli: Deutsche "Blankovollmacht" an Österreich
23. Juli: Österreichisches Ultimatum an Serbien
28. Juli: Österreich-Ungarn erklärt Serbien den Krieg
Mobilmachung: Automatismus der Bündnisse
1914-1918
Erster Weltkrieg
Deutschland im Weltkrieg
Der Krieg entwickelt sich anders als geplant: Stellungskrieg, Materialschlachten, "Turnip Winter", Rückzug und schließlich die Niederlage.
1914: Marneschlacht - Scheitern des Schlieffen-Plans
1916: Verdun und Somme - Materialschlachten
1917: USA treten in den Krieg ein
1918: Frühjahrsoffensive, Zusammenbruch
1914
Innenpolitik
Burgfrieden
Alle Parteien, einschließlich der SPD, bewilligen die Kriegskredite. Der "Burgfrieden" beendet vorübergehend alle innenpolitischen Konflikte.
4. August: Reichstagssitzung
SPD: Bewilligung der Kriegskredite
Kaiser: "Ich kenne keine Parteien mehr"
Einheit: Alle politischen Lager unterstützen den Krieg
Sept. 1914
Schlacht
Schlacht an der Marne
Die deutsche Offensive wird gestoppt. Der Schlieffen-Plan scheitert, der Bewegungskrieg geht in den Stellungskrieg über.
Datum: 5.-12. September 1914
Ergebnis: Deutsche müssen sich zurückziehen
Folgen: Übergang zum Stellungskrieg
Ende: Hoffnung auf schnellen Sieg zerstört
1915
U-Boot-Krieg
Versenkung der Lusitania
Ein deutsches U-Boot versenkt den britischen Passagierdampfer Lusitania. 1.198 Menschen sterben, darunter 128 Amerikaner.
Datum: 7. Mai 1915
U-Boot: U 20 unter Walther Schwieger
Opfer: 1.198 Tote, davon 128 US-Amerikaner
Folgen: Verschlechterung der deutsch-amerikanischen Beziehungen
1916
Schlacht
Schlacht um Verdun
Die längste Schlacht des Ersten Weltkriegs beginnt. Falkenhayn will Frankreich "ausbluten lassen", doch auch Deutschland zahlt einen hohen Preis.
Dauer: 21. Februar - 18. Dezember 1916
Deutsche Verluste: Etwa 335.000 Mann
Französische Verluste: Etwa 375.000 Mann
Ergebnis: Strategisch bedeutungslos
1916
Militärführung
Hindenburg und Ludendorff übernehmen
Nach den Verlusten von Verdun und an der Somme übernehmen Hindenburg und Ludendorff die Oberste Heeresleitung und errichten eine Militärdiktatur.
Hindenburg: Generalfeldmarschall, Chef der OHL
Ludendorff: Erster Generalquartiermeister
Politik: Faktische Militärdiktatur
Programm: "Totaler Krieg", Hindenburg-Programm
1. Juli 1916
Schlacht
Schlacht an der Somme
Die britische Offensive an der Somme wird zur blutigsten Schlacht des Ersten Weltkriegs. Am ersten Tag fallen 60.000 britische Soldaten.
Dauer: 1. Juli - 18. November 1916
Britische Verluste: Über 400.000 Mann
Deutsche Verluste: Etwa 500.000 Mann
Geländegewinn: Nur wenige Kilometer
1916
Wirtschaft
Das Hindenburg-Programm
Die deutsche Rüstungsproduktion wird massiv ausgeweitet. Ziel ist die Verdoppelung der Munitions- und Verdreifachung der Waffenproduktion.
Ziel: Verdoppelung der Munitionsproduktion
Waffenproduktion: Verdreifachung
Arbeitskräfte: Massive Mobilisierung
Folgen: Überforderung der Wirtschaft
1916
Innenpolitik
Hilfsdienstgesetz
Alle deutschen Männer zwischen 17 und 60 Jahren werden zur Arbeit in kriegswichtigen Betrieben verpflichtet. Totale Mobilisierung der Heimatfront.
Alter: Männer zwischen 17 und 60 Jahren
Zweck: Arbeit in Rüstungsbetrieben
Ausnahmen: Unabkömmliche in anderen Bereichen
Bedeutung: Erste allgemeine Arbeitspflicht
1917
U-Boot-Krieg
Uneingeschränkter U-Boot-Krieg
Deutschland beginnt den uneingeschränkten U-Boot-Krieg gegen alle Schiffe, auch neutrale. Dies führt zum Kriegseintritt der USA.
Beginn: 1. Februar 1917
Ziel: Aushungerung Großbritanniens
Risiko: Kriegseintritt der USA
Folgen: USA erklären Deutschland den Krieg
6. April 1917
Kriegseintritt
USA treten in den Krieg ein
Als Reaktion auf den U-Boot-Krieg und das Zimmermann-Telegramm erklären die USA Deutschland den Krieg. Das Kräfteverhältnis verschiebt sich entscheidend.
Präsident: Woodrow Wilson
Anlass: U-Boot-Krieg, Zimmermann-Telegramm
Truppen: Über 2 Millionen Soldaten
Bedeutung: Entscheidende Wende des Krieges
1917
Diplomatie
Das Zimmermann-Telegramm
Außenminister Zimmermann bietet Mexiko ein Bündnis gegen die USA an. Das von den Briten entschlüsselte Telegramm empört die amerikanische Öffentlichkeit.
Autor: Arthur Zimmermann
Inhalt: Bündnisangebot an Mexiko
Versprechen: Rückgabe von Texas, Arizona, New Mexico
Folgen: Verstärkt anti-deutsche Stimmung in den USA
1917
Innenpolitik
Spaltung der SPD - USPD entsteht
Die SPD spaltet sich über die Kriegsfrage. Die kriegsgegnerische USPD (Unabhängige SPD) wird gegründet.
Gründung USPD: 6.-8. April 1917
Führer: Hugo Haase, Karl Kautsky
Position: Gegen Kriegskredite, für Verständigungsfrieden
Mehrheits-SPD: Unterstützt weiter die Kriegsanstrengungen
1917
Hungersnot
Der Steckrübenwinter
Der Winter 1916/17 wird zum "Steckrübenwinter". Missernten und die britische Seeblockade führen zu katastrophaler Nahrungsmittelknappheit.
Ursachen: Schlechte Ernte, britische Blockade
Hauptnahrung: Steckrüben (Kohlrüben)
Opfer: Etwa 700.000 Hungertote im Krieg
Folgen: Kriegsmüdigkeit, Revolution
19. Juli 1917
Parlamentarismus
Friedensresolution des Reichstags
Der Reichstag verabschiedet eine Resolution für einen Verständigungsfrieden ohne Annexionen. Die OHL ignoriert den Beschluss.
Abstimmung: 212 Ja, 126 Nein, 17 Enthaltungen
Inhalt: Frieden ohne Annexionen und Entschädigungen
Unterstützer: SPD, Zentrum, Fortschrittliche Volkspartei
Reaktion OHL: Ignoriert die Resolution
1917
Außenpolitik
Frieden von Brest-Litowsk - Verhandlungen
Nach der russischen Revolution beginnen Friedensverhandlungen mit den Bolschewiki. Deutschland kann Truppen an die Westfront verlegen.
Verhandlungsort: Brest-Litowsk
Deutsche Delegation: Max Hoffmann, Richard von Kühlmann
Sowjetische Delegation: Leon Trotzki
Devise Trotzkis: "Weder Krieg noch Frieden"
3. März 1918
Friedensschluss
Friede von Brest-Litowsk
Deutschland und Sowjetrussland schließen einen Separatfrieden. Russland verliert ein Drittel seines europäischen Territoriums.
Russische Verluste: 1,3 Millionen km², 62 Millionen Einwohner
Gebiete: Polen, Baltikum, Ukraine, Finnland
Reparationen: 6 Milliarden Mark
Deutsche Truppen: Können an die Westfront verlegt werden
21. März 1918
Offensive
Deutsche Frühjahrsoffensive
Deutschland startet die letzte große Offensive des Krieges. Trotz anfänglicher Erfolge scheitert der Angriff an der mangelnden Reserven.
Name: "Operation Michael"
Ziel: Trennung der britischen und französischen Armeen
Geländegewinn: Bis zu 60 km Vorstoß
Scheitern: Mangel an Reserven und Nachschub
8. August 1918
Wende
"Schwarzer Tag" der deutschen Armee
Die Alliierten durchbrechen bei Amiens die deutschen Linien. Ludendorff nennt es den "schwarzen Tag" der deutschen Armee.
Schlacht: Schlacht von Amiens
Alliierte Truppen: Briten, Kanadier, Australier, Franzosen
Deutsche Verluste: 75.000 Mann an einem Tag
Bedeutung: Endgültiger Wendepunkt des Krieges
29. Sept. 1918
Kriegsende
Ludendorff fordert Waffenstillstand
Nach dem Zusammenbruch der Verbündeten fordert Ludendorff ein sofortiges Waffenstillstandsgesuch. Die militärische Lage ist hoffnungslos.
Anlass: Bulgarien kapituliert
Lage: Westfront bricht zusammen
Forderung: Sofortige Waffenstillstandsverhandlungen
Folgen: Parlamentarisierung, Revolution
3. Okt. 1918
Regierungswechsel
Prinz Max von Baden wird Reichskanzler
Prinz Max von Baden übernimmt als letzter Kanzler des Kaiserreichs die Regierung und leitet die Parlamentarisierung ein.
Charakter: Liberal, friedensorientiert
Aufgabe: Waffenstillstandsverhandlungen
Reformen: Parlamentarisierung der Reichsleitung
Dauer: Nur 38 Tage im Amt
3. Okt. 1918
Diplomatie
Waffenstillstandsgesuch an Wilson
Deutschland bittet US-Präsident Wilson um Waffenstillstand auf Basis seiner 14 Punkte. Der Notenwechsel dauert einen Monat.
Basis: Wilsons 14 Punkte
Bedingungen: Demokratisierung Deutschlands
Notenwechsel: Oktober 1918
Forderung: Abdankung des Kaisers
26. Okt. 1918
Militär
Ludendorff wird entlassen
Nach Differenzen mit der neuen Regierung wird Ludendorff entlassen. Er flieht später nach Schweden.
Grund: Widerstand gegen Waffenstillstand
Nachfolger: Wilhelm Groener
Flucht: Nach Schweden
Später: Unterstützung für Hitler
28. Okt. 1918
Verfassungsreform
Oktoberreformen - Parlamentarisierung
Die Reichsverfassung wird reformiert. Der Reichskanzler wird dem Reichstag verantwortlich - Deutschland wird parlamentarische Monarchie.
Verantwortlichkeit: Kanzler dem Reichstag verantwortlich
Militär: Unter parlamentarischer Kontrolle
Kriegserklärung: Nur mit Zustimmung des Reichstags
Bedeutung: Deutschland wird parlamentarische Monarchie
29. Okt. 1918
Revolution
Matrosenaufstand in Wilhelmshaven
Matrosen der Hochseeflotte meutern gegen einen geplanten letzten Flottenvorstoß. Der Aufstand greift auf Kiel über und wird zur Revolution.
Auslöser: Geplanter Flottenvorstoß
Ausbreitung: Von Wilhelmshaven nach Kiel
3. November: Kiel in Händen der Aufständischen
Folgen: Revolution erfasst ganz Deutschland
3. Nov. 1918
Revolution
Kieler Matrosenaufstand
Der Aufstand erreicht Kiel. Arbeiter- und Soldatenräte übernehmen die Macht. Die Revolution breitet sich über ganz Deutschland aus.
Anführer: Karl Artelt, Lothar Popp
Forderungen: Frieden, Abdankung des Kaisers
Räte: Nach russischem Vorbild
Ausbreitung: Über Norddeutschland nach Bayern
7. Nov. 1918
Revolution
Revolution in Bayern
Kurt Eisner ruft in München die Republik Bayern aus. König Ludwig III. flieht. Bayern wird zur ersten deutschen Republik.
Anführer: Kurt Eisner (USPD)
König Ludwig III.: Flieht aus München
Republik: Erste deutsche Republik entsteht
Bedeutung: Signal für ganz Deutschland
9. Nov. 1918
Revolution
Abdankung Kaiser Wilhelms II.
Reichskanzler Max von Baden verkündet eigenmächtig die Abdankung des Kaisers. Wilhelm II. geht ins niederländische Exil. Die Monarchie endet.
Ort: Wilhelm II. in Spa (Belgien)
Verkündung: Max von Baden in Berlin
Exil: Haus Doorn (Niederlande)
Ende: 47 Jahre Deutsches Kaiserreich
9. Nov. 1918
Republik
Ausrufung der Republik
Philipp Scheidemann (SPD) ruft vom Reichstag die deutsche Republik aus. Zwei Stunden später proklamiert Karl Liebknecht die sozialistische Republik.
14:00 Uhr: Scheidemann ruft Republik aus
16:00 Uhr: Liebknecht proklamiert sozialistische Republik
Ort Scheidemann: Reichstagsgebäude
Ort Liebknecht: Berliner Stadtschloss
11. Nov. 1918
Waffenstillstand
Waffenstillstand von Compiègne
Deutschland unterzeichnet den Waffenstillstand. Um 11 Uhr des 11.11.1918 schweigen die Waffen. Der Erste Weltkrieg ist beendet.
Ort: Eisenbahnwaggon im Wald von Compiègne
Deutsche Delegation: Matthias Erzberger
Zeit: 11. Stunde des 11. Tages des 11. Monats
Bedingungen: Räumung besetzter Gebiete, Blockade bleibt
10. Nov. 1918
Exil
Kaiser Wilhelm II. im Exil
Kaiser Wilhelm II. flieht in die Niederlande ins Exil. Er dankt offiziell ab und lebt bis zu seinem Tod 1941 in Haus Doorn.
Flucht: 10. November 1918
Exil: Haus Doorn, Niederlande
Offizielle Abdankung: 28. November 1918
Tod: 4. Juni 1941 in Doorn
Nov. 1918
Statistik
Bilanz des Deutschen Kaiserreichs
Das Deutsche Kaiserreich endet nach 47 Jahren. Eine Epoche des Aufschwungs, der Modernisierung, aber auch der Spannungen und schließlich der Katastrophe.
Dauer: 47 Jahre (1871-1918)
Kaiser: 3 (Wilhelm I., Friedrich III., Wilhelm II.)
Kanzler: 7 (Bismarck bis Max von Baden)
Bevölkerung 1918: Etwa 65 Millionen Menschen
1871-1918
Wirtschaftsdaten
Wirtschaftliche Entwicklung des Kaiserreichs
Das Deutsche Kaiserreich entwickelt sich zur zweitgrößten Industrienation der Welt. Eisenbahn, Chemie und Elektrotechnik boomen.
Eisenbahnnetz: Von 19.000 km (1871) auf 63.000 km (1914)
Stahlproduktion: Von 1,3 Mio. t (1871) auf 17,6 Mio. t (1914)
Welthandelsanteil: 13% (1913, nach Großbritannien)
Städtische Bevölkerung: Von 36% (1871) auf 60% (1914)
1871-1918
Gesellschaft
Gesellschaftlicher Wandel im Kaiserreich
Die deutsche Gesellschaft wandelt sich grundlegend: Urbanisierung, Bildungsexpansion, Frauenemanzipation und die Entstehung der Massengesellschaft.
Bildung: Schulpflicht eingeführt, Analphabetenrate sinkt auf 1%
Frauen: Erste Universitätsstudentinnen ab 1900
Arbeiterschaft: Von 25% (1871) auf 45% (1914)
Sozialversicherung: Weltweit erstes System
1871-1918
Wissenschaft
Deutsche Wissenschaft im Kaiserreich
Das Kaiserreich wird zur führenden Wissenschaftsnation. Deutsche Forscher revolutionieren Physik, Chemie, Medizin und Technik.
Nobelpreise: 31 deutsche Nobelpreisträger bis 1918
Universitäten: Weltweit führende Forschung
Erfindungen: Auto, Röntgen, Quantentheorie, Relativität
Chemie: BASF, Bayer, Hoechst werden Weltkonzerne
1871-1918
Kultur
Kulturelles Leben im Kaiserreich
Das Kaiserreich erlebt eine kulturelle Blütezeit: Musik, Literatur, Architektur und bildende Kunst erreichen Weltrang.
Musik: Brahms, Wagner, Strauss
Literatur: Fontane, Mann, Hauptmann
Architektur: Neuschwanstein, Reichstagsgebäude
Malerei: Impressionismus, Jugendstil, Expressionismus

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Das Deutsche Kaiserreich war eine Zeit des Umbruchs und der Modernisierung. Entdecken Sie weitere Epochen der deutschen Geschichte.

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